Frage: Sind die notwendigen Elemente der Dreifaltigkeitslehre in der Bibel enthalten?

Hauptseite

Frage: Sind die notwendigen Elemente der Dreifaltigkeitslehre in der Bibel enthalten?

Um erfolgreich für die Unbedingtheit und die Dauerhaftigkeit der alten trinitarischen Glaubensbekenntnisse zu argumentieren, ist es nötig, zwischen den Lehren auf der einen Seite und der Terminologie und dem Konzept, in dem sie formuliert wurden, auf der anderen Seite zu unterscheiden ... einige der entscheidenden Konzepte, die diese Glaubensbekenntnisse verwenden wie „Substanz”, „Person” und „in zwei Naturen” sind auch biblische Neuheiten. Wenn diese speziellen Begriffe wesentlich sind, dann sind die Lehren dieser Glaubensbekenntnisse ganz klar im späthellenistischen Milieu bedingt und davon abhängig.[1]

Dieser Autor schreibt, dass viele der „entscheidenden Gedanken” „nachbiblische Neuheiten” sind. Das heißt, es handelt sich um neue Ideen, die erst nachdem die Bibel geschrieben war, auf die Bühne traten. Wenn es die entscheidenen Gedanken erst später gab, dann gab es auch die Lehre erst später. Wie der Autor bemerkt, entsprangen diese Gedanken dem „hellenistischen Milieu”, das heißt, der griechischen Philosophie.

Es ist ganz klar unmöglich, wenn man historische Beweise überhaupt anerkennt, der Behauptung zu entkommen, dass Formulierungen von Lehrsätzen nicht durch einen Vorgang deduktiver Logik aus den ursprünglichen Annahmen abgeleitet werden können und dass sie ein Element der Neuheit enthalten müssen ... Die Ausarbeitung der vollständigen Lehre von der Dreifaltigkeit war ohne erhebliche Veränderung früher akzeptierter Gedanken nicht möglich. [2]

Der renommierte Biblewissenschaftler David Noel Freedman sagte:

In vielem bleibt die Bibel also ihrer „primitiven” Vergangenheit treu [indem sie das stark antropomorphe Verständnis von Gott akzeptiert] und ist weniger vereinbar mit philosophischen Auffassungen eines abtrakten Wesens, einer ultimativen Realität oder einer Ursache des Seins. Genau so wie es eine bedeutende und unüberbrückbare Kluft zwischen Jahwe und den Göttern von Kanaan oder von Mesopotamien oder Ägypten, Griechenland oder Rom gibt, so gibt es zumindest eine gleiche oder größere Kluft zu einem aristotelischen unbewegten Beweger oder auch einer platonischen Idee oder einem platonischen Ideal. Der biblische Gott ist immer und kompromisslos persönlich: Über allem ist er eine Person, weder mehr noch weniger. [3]

Neue Ideen und Konzepte waren erforderlich.

Die formale Lehre von der Dreifaltigkeit, wie sie von den großen Konzilen des 4. und des 5. Jahrhunderts definiert wurden, können im Neuen Testament nicht gefunden werden. [4]

Eine katholische Enzyklopädie stellt fest, dass die Dreifaltigkeitslehre erst wirklich in den letzten 25 Jahren des 4. Jahrhunderts erscheint:

Die trinitarische Diskussion, sowohl katholisch als auch von anderen, zeigt irgendwie unscharfe Umrisse. Zwei Sachen sind geschehen. Auf Seiten der Exegeten und Bibeltheologen, einschließlich einer steigenden Anzahl von Katholiken, gibt es die Erkenntnis, dass man nicht ohne ernste Vorbehalte von Trinitarismus im Neuen Testament sprechen sollte. Eng parallel dazu liegt die Erkenntnis von Seiten der Dogmenhistoriker und systematischer Theologen, dass man dann, wenn man bedingunsglos von Trinitrasmus spricht, sich von der Zeit des Ursprungs des Christentums bis, sagen wir, in das letzte Viertel des 4. Jahrhunderts bewegt hat.[5]

Ein jesuitischer Gelehrter sagt dies:

Bei den Schreibern des Neuen Testaments gibt es keine formale Lehre von der Dreifaltigkeit, wenn das die ausdrückliche Lehre bedeutet, dass es in einem Gott drei einander gleiche göttliche Personen gibt. Doch die drei gibt es, Vater, Sohn und heiliger Geist und einen triadischen Grundplan gibt es und triadische Formeln gibt es ... Wie wir gesehen haben, enthielt das Biblische Zeugnis über Gott keine formale oder formulierte Lehre von der Dreifaltigkeit, irgend eine ausdrückliche Lehre, dass es in einem Gott drei einander gleiche Personen gebe.[6]

Der Gedanke der „drei” ist vorhanden, aber nicht als drei einander gleiche göttliche Personen, die ein Wesen sind. Ein Gedanke über die Natur Gottes (oder der Gottheit) ist vorhanden, doch ist das verschieden von dem, was als Trinitarismus gelehrt wird.

Zwei Autoren behaupten sogar, dass der Apostel Paulus, die vier Evangelien und die Apostelgeschichte kein trinitarisches Verständnis beinhalten:

... es gibt keine Trinitätslehre bei den Synoptikern oder in der Apostelgeschichte ... nirgendwo [im Neuen Testament] finden wir irgend eine tintitarische Lehre von drei unterschiedlichen Subjekten göttlichen Lebens und Handelns in der selben Gottheit ... diese Passagen [die Paulusbriefe] geben keine Lehre von der Dreifaltigkeit, sondern sie zeigen, dass Paulus den Vater, den Sohn und den heiligen Geist miteinander verband. Sie geben keine trinitarische Formel, ... doch bieten sie Material für die spätere Entwicklung der Dreifaltigkeitslehre ... [Paulus] hat keine formale Dreifaltigkeitslehre und keine scharf umrissenes Bewusstsein eins Trinitätsproblems. Bei Johannes gibt es keine Trinitätsformel.[7]

Und:

Diese zweifache Reihe von Texten macht des Paulus Mangel an Klarheit in seinem Konzept von der Beziehung zwischen dem Geist und dem Sohn offenbar. Paulus hat mit dem Alten Testament eine fließendere Wahrnehmung von Persönlichkeit gemeinsam als die spätere theologische Verfeinerung von Natur, Substanz und Person. Sein Mangel an Klarheit sollte als das respektiert werden, was es ist und nur als der Ausgangspunkt der späteren Entwicklung gesehen werden.[8]

Also ist es Paulus nicht einmal bewusst, dass es ein Trinitätsproblem gibt. Könnte das sein, weil es für Paulus ein solches Problem nicht gab, da ihm diese Lehre unbekannt war? Zu seiner Zeit war das kein Thema, weil es von Jesus und den Aposteln nicht gelehrt wurde und niemand hatte das Bedürfnis, göttliche Offenbarung mit griechischer Philosophie in Einklang zu bringen.

Ein Autor versichert, dass die Dreifaltigkeit richtig sei, gibt aber zu:

Der Gott, den wir als dreieinig bezeichnen, ist dreieinig. Doch können wir nicht ins Neue Testament, und noch viel weniger ins Neue Testament hineinlesen, es enthielte die ausgefeiltere Dreifaltigkeitstheologie und Lehre, die sich langsam und oft ungleichmäßig im Laufe von rund 15 Jahrhunderten entwickelte.[9]

Endnoten

  1. George A. Lindbeck, The Nature of Doctrine (Philadelphia: Westminster Press, 1984), 92.
  2. Maurice Wiles, The Making of Christian Doctrine (Cambridge: Cambridge University Press, 1967), 4, 144.
  3. David Noel Freedman, “When God Repents,” in Divine Commitment and Human Obligation: Selected Writings of David Noel Freedman, Volume One: History and Religion (William B. Eerdmans, 1997), 414.
  4. P Achtemeier, editor, Harper's Bible Dictionary (San Francisco: Harper and Row, 1985), 1099.
  5. RL Richard, "Trinity, Holy", in New Catholic Encyclopedia, 15 vols. (New York:McGraw-Hill, 1967), 14:295.
  6. Edmund J. Fortman, The Triune God: A Historical Study of the Doctrine of the Trinity (Philadelphia: Westminster Press, 1972), 32,35.
  7. Edmund J. Fortman, The Triune God: A Historical Study of the Doctrine of the Trinity (Philadelphia: Westminster Press, 1972), 14,16, 22-23, 29.
  8. J Fitzmyer, Pauline Theology: A Brief Sketch (Englewood Cliffs, New Jersey): Prentice-Hall, 1967), 42.
  9. Richard P. McBrian, Catholicism (Minneapolis: Winston Press, 1980), 347.