Frage: War Joseph Smith anfällig für Prahlerei?

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Frage: War Joseph Smith anfällig für Prahlerei?

Joseph hat eine Aussage gemacht, die prahlerisch klingt und einen Propheten unbeantwortet hat

Von Joseph Smith wird berichtet, dass er sagte:

‚Ich habe mehr zu prahlen, als jemals ein Mensch zuvor. Ich bin der einzige Mensch, der seit den Tagen Adams je in der Lage war, eine Kirche zusammenzuhalten. Eine große Mehrheit von allen ist bei mir geblieben. Weder Paulus, Johannes, Petrus noch Jesus haben das geschafft. Ich prahle damit, das niemals ein Mensch so ein Werk vollbrachte wie ich. Die Anhänger von Jesus sind ihm davon gelaufen, aber die Heiligen der letzten Tage sind noch nie von mir davon gelaufen.” (Kirchengeschichte 6:408–409. BYU Studies link)

Diese Haltung fällt als prahlerisch auf und für einen Propheten unziemlich.

Das Zitat, in welchem Joseph Smith zu prahlen scheint, ist interessant. Um diese Angelegenheiten zu verstehen, müssen wir uns erinnern:

  • Es basiert nicht auf die Schriften Josephs, sondern es ist ein Bericht, der nach seinem Tod geschrieben wurde.
  • Joseph benutzte eine Schriftstelle von Paulus und wendete sie auf seine eigene Situation an — die Vorstellung zu „prahlen“ war die von Paulus, nicht Josephs.

Josephs Zitat, wenn genau, wird aus dem Zusammenhang genommen

Der zweite Fehler der Kritiker ist es, Josephs Zitat aus dem Kontext zu reißen. Was war Josephs Absicht, und warum verwendete er diese Herangehensweise? Wie sich herausstellen, hat er es aus der Bibel und wendete die Lektion darauf auf seine eigene Situation an.

Im Originalkontext war Joseph mit intensiver Verfolgung konfrontiert, einschließlich einiger, die er zuvor für seine Freunde gehalten hatte. Das Statement über das Prahlen wurde vermutlich einen Monat, bevor er starb, gemacht. Er sagte es, nachdem er 2. Korinther 11 der Gemeinde vorgelesen hatte. Beachte das folgende Statement von Paulus in der Bibel.

Paul: "Noch einmal sage ich: Keiner soll mich für einen Narren halten"

Noch einmal sage ich: Keiner soll mich für einen Narren halten. Tut ihr es aber doch, dann lasst mich auch als Narren gewähren, damit auch ich ein wenig prahlen kann. Was ich hier sage, sage ich nicht im Sinn des Herrn, sondern sozusagen als Narr im falschen Stolz des Prahlers. Da viele Menschen im Sinn dieser Welt prahlen, will auch ich einmal prahlen. Ihr lasst euch die Narren ja gern gefallen, ihr klugen Leute. (2. Korinther 11:16-19)

Paulus verfällt buchstäblich in eine Triade, in der er viele Dinge erklärt, die ihn als Narren dastehen lassen, um sich mit denen zu vergleichen, denen die Korinther wegen ihrer Worte um Erlösung zuhören anstatt ihm. Seine Worte sind als Kontrast gemeint und zum Vergleich zu dem, was die Heiligen in Korinth tun und was er anbot.

Joseph benutzte genau die gleiche literarische Annäherung, die Paulus der Apostel tat

Nehmen die Kritiker die Worte von Paulus nicht ernst und lehnen sie seine Berufung als Apostel ab, weil er solch eine Vorgehensweise verwendete und prahlte? Nein, das tun sie nicht. Doch sie lehnen Joseph Smith ab, wenngleich durch den Kontext seiner Aussagen klar ist, dass er genau den gleichen literarischen Ansatz verfolgte. Versteht die Worte Joseph richtig, wenn ihr das Kapitel von Paulus an die Gemeinde gelesen habt.

Meine Absicht ist es, euch wissen zu lassen, dass ich hier genau an der Stelle stehe, an der ich zu bleiben gedenke. Genau wie Paulus habe ich mich in vielen gefährlichen Situationen befunden, und das sicher häufiger als irgend jemand sonst in dieser Generation. So wie Paulus damit geprahlt hat, kann ich sagen, dass ich noch mehr als Paulus habe leiden müssen, aber ich wäre wie ein Fisch, den man aus dem Wasser gezogen hat, wenn ich diese Verfolgungen nicht erleben würde. Vielleicht denken meine Brüder, dass ich all dies brauche, um mich demütig zu halten. Der Herr hat mir die seltsame Veranlagung gegeben, dass ich mich meiner Verfolgungen rühme. Ich wäre nicht annähernd so demütig, wenn ich diesen Verfolgungen nicht ausgesetzt wäre. Wenn schon Unterdrückung einen weisen Mann in den Wahnsinn treibt, dann wird das sich noch schlimmer bei einem Narren auswirken. Wenn sie wollen, dass ein noch bartloser Junge die ganze Welt besiegt, dann werde ich mich auf die Spitze eines Berges stellen und dort krähen wie ein Gockel: Ich werde sie immer schlagen! Wenn erst einmal die Fakten bewiesen sind, dann werden Wahrheit und Unschuld schließlich immer siegen. Meine Feinde sind doch keine Philosophen: Sie denken, dass, wenn sie mich erst einmal runter gedrückt haben, sie mich unten halten können; aber diesen Narren zu Liebe werde ich durchhalten und über ihre Köpfe hinwegfliegen.[1]

Es scheint, dass Paulus die Notwendigkeit erkennt, sich zeitweise gegen die bösen und hartherzigen zu rühmen

Dann machte Joseph die Erklärungen, die die Kritiker angreifen. Er machte sie in der gleichen Weise wie Paulus so empörend „prahlte”, um seine Position der Position derer gegenüberzustellen, denen die Korinther begannen zuzuhören. Im nächsten Kapitel beginnt Paulus in 2. Korinther mit der Erklärung „Ich muss mich ja rühmen; zwar nützt es nichts.” So scheint es, dass Paulus die Notwendigkeit sieht, zuweilen gegen die Schlechten und Hartherzigen zu prahlen (obwohl es nichts nützt), doch die Kritiker erlauben Joseph nicht, den Rat von Pauls von der Notwendigkeit ab und zu zuprahlen, zu befolgen,

Wissen die Kritiker vielleicht nichts von Pauls Rat? Oder wenden sie hier Doppelmoral an, die Paulus solch eine Rhetorik erlaubt aber Joseph nicht?

Solche Doppelmoral ist traurigerweise der große Vorrat von sektiererischem Antimormonismus.

Kurz, Joseph benutzt die Schrift mit Paulus als Gegenargument (oder als Rhetorik) -- er antwortet seinen Kritikern, und demonstriert, dass wahre Boten Gottes von denen, die zuhören sollten, oft verfolgt werden, während die falschen und abtrünnigen gepriesen werden.

Endnoten

  1. Joseph Smith, History of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 7 volumes, edited by Brigham H. Roberts, (Salt Lake City: Deseret Book, 1957), 6:408