Frage: Was sagen Wortmusterstudien über das Buch Mormon?

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Frage: Was sagen Wortmusterstudien über das Buch Mormon?

Was sind Wortmuster? Was haben sie mit dem Buch Mormon zu tun?

Die Wortmusteranalyse ist die Wissenschaft, die über eine Häufigkeitsanalyse bestimmter Worte eines Textes, einen Autor identifizieren zu können behauptet. Als Grundlage wird angenommen, dass ein Autor Stilelemente unbewusst benutzt, die deshalb dazu geeignet sind, sein Werk zu identifizieren. Eine Wortmusteranalyse wertet Texte nach statistischen Methoden am Computer aus und vergleicht die gefundenen Worthäufigkeiten. Je länger die verglichenen Texte sind, umso zuverlässiger wird die Aussage.

Da der benutzte Wortschatz vom Thema, über das geschrieben wird, stark abhängt, versuchen Forscher Worte zu analysieren, die nicht von der Bedeutung des Textes abhängen, wie zum Beispiel „und”, „ob”, „aber”, „weil” usw. Sie nehmen an, dass ihre Häufigkeit vom Inhalt des Textes nur wenig beeinflusst wird.

In der akademischen Welt geht die Diskussion über den Wert von Wortmusteranalysen weiter, obwohl sie schon einige Erfolge in der Zuordnung von bisher anonymen Texten zu bestimmten Autoren gegeben hat. Natürlich sind Wortmusteranalysen für das Buch Mormon nicht zuverlässiger als für andere literarische Werke. Das Urteil darüber, ob sie wirklich das leisten können, was ihre Verfechter hoffen, steht noch aus. Dabei werden nicht die statistischen Methoden diskutiert, die sind etabliert. Meinungsverschiedenheiten gibt es bezüglich der Annahmen, auf denen die statistischen Berechnungen beruhen.[1]

Anfängliche Bemühungen

Die ersten Wortmusteranalysen des Buches Mormon wurden von Larsen, Rencher und Layton durchgeführt [2]. Sie verglichen 24 Buch Mormon Autoren, deren Text jeweils mindestens 1000 Worte umfasste, miteinander und mit Oliver Cowdery, Joseph Smith und Solomon Spaulding.

Diese Arbeit wurde von Ernest H. Taves in Trouble Enough: Joseph Smith and the Book of Mormon (Buffalo, N.Y.: Prometheus Books, 1984), wobei John Hilton diese Beurteilung als grundsätzlich fehlerhaft beurteilte und der Meinung war, sie habe keine neue Erkenntnis gebracht.[3]

Ein HLT Autor äußerte sich in einem Sunstone-Artikel über diese Methode[4] und zeigte einige Fehler in den Annahmen von Larsen, Rencher und Layton auf. Er riet nicht definitiv dazu die Methode zu akzeptieren oder sie abzulehnen.

John Hilton und die Berkley Gruppe

Besser ausgearbeitete Methoden verwendeten John Hilton und seine Nicht-HLT-Kollegen an der Universität Berkley [5]. Die Methode der Berkley-Gruppe bestand darin, nicht einzelne Worte sondern Muster von nicht bedeutungsabhängigen Worten zu verwenden. Diese Methode wurde von Grund auf entworfen und erforderte Texte mit mindestens 5000 Worten.

Die Berkley-Gruppe führte zuerst unterschiedliche Kontrolltests mit zweifelsfrei feststehenden Autoren durch (z. B. Mark Twain und aus dem Deutschen übersetzte Werke), um:

  • zu demonstrieren, dass die Wortmuster erhalten blieben, auch wenn der Autor sich bemühte als eine andere „Person” zu schreiben.
  • zu demonstrieren, dass Wortmuster nicht durch eine Übersetzung verwischt werden (d. h.: zwei unterschiedliche Autoren, die von dem selben Übersetzer übersetzt wurden, haben immer noch unterschiedliche Wortmuster)

Inzwischen ist die Methode der Berkley-Gruppe von anderen Wissenschafltern überprüft worden und hat dazu gedient, bisher unbekannte Texte von Thomas Hobbes, ihm zuordnen zu können.[6]


Die Berkley Gruppe verglich Texte aus dem Buch Mormon von Nephi und Alma mit Texten derselben Autoren, miteinander und mit Texten von Joseph Smith, Oliver Cowdery und Solomon Spaulding. Jeder Vergleich wird dadurch definiert, wie oft das Modell eine Gleichheit „ablehnt”. Je höher die Anzahl der Ablehnungen ist, umso wahscheinlicher sind die Texte von zwei verschiedenen Autoren. Tests mit Texten bekannter Autoren zeigten, dass sie beim selben Autor niemals mehr als 6 Ablehnungen aufwiesen. Bei Texten, die zwischen 1 und 6 Ablehnungen erzielen, kann man nicht sicher sein, ob sie vom selben Autor verfasst wurden. Null Ablehungen machen es statistisch wahrscheinlich, dass die zwei Texte vom selben Autor geschrieben wurden. Auf der anderen Seite führen sieben oder mehr Ablehungen zu dem Schluss, dass die beiden Texte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von verschiedenen Autoren verfasst wurden.[7]

Anzahl
Ablehnungen
Wahrscheinlichkeit, von
verschiedenen Autoren zu sein
7 99.5%
8 99.9%
9 99.99%
10 99.997%

Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: [8]

Jeder Test über 6 zeigt unterschiedliche Verfasserschaft an, 6 oder weniger ist unbestimmt, 0 ist derselbe Autor. Jedes x stellt einen Test dar.

Vergleich Gesamtzahl
der Tests
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Nephi mit Nephi 3 ---- ---- x ---- x x ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----
Alma mit Alma 3 ---- x x x ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----
Smith mit Smith 3 x ---- xx ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----
Cowdery mit Cowdery 1 ---- x ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----
Spaulding mit Spaulding 1 ---- ---- x ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----
Nephi mit Alma 9 ---- ---- x ---- ---- xx xx x x x x ---- ---- ---- ---- ----
Smith mit Nephi 6 ---- ---- ---- ---- x ---- ---- ---- xx ---- x x x ---- ---- ----
Smith mit Alma 6 ---- ---- ---- xx x x ---- xx ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----
Cowdery mit Nephi 6 ---- ---- ---- ---- ---- ---- x x ---- ---- ---- xx ---- x x ----
Cowdery mit Alma 6 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- xxxx x x ---- ---- ---- ---- ---- ----
Spaulding mit Nephi 6 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- x x x ---- x xx
Spaulding mit Alma 6 ---- ---- ---- ---- ---- ---- xxx ---- xx ---- ---- ---- x ---- ---- -

Außerdem sind alle „Ablehnungen” statistisch unabhängig voneinander. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Texte vom selben Autor sind, kann durch Multiplizieren der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Tests errechnet werden.[9] Die Wahrscheinlichkeit, dass ein und derselbe Autor sowohl die Nephi zugeschriebenen als auch die Alma zugeordneten Texte verfasst hat, kann also so errechnet werden:

Wahrscheinlichkeit von 7 Ablehnungen x Wahrsch. von 8 x Wahrsch. von 9 x Wahrsch. von 10 Ablehnungen
0,005 x 0,001 x 0,0001 x 0,00003 = 1,5 x 10-14

Das ist grob eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 15 Trillionen, dass Nephi und Alma von selben Autor stammen. Mit Recht nennt das Hilton „statistischen Overkill”.

Authoren Kumulative Wahrscheinlichkeit,
der selbe Autor zu sein
Nephi und Alma 1.5 x 10-14
Joseph Smith und Alma 2.5 x 10-5
Joseph Smith und Nephi weniger als 2.7 x 10-20
Olivery Cowdery und Alma 6.25 x 10-17
Olivery Cowdery und Nephi weniger als 8.1 x 10-19
Spaulding und Alma weniger als 3 x 10-11
Spaulding und Nephi weniger als 7.29 x 10-28

Jockers, Witten, Criddle, Stanford University

2008 veröffentlichte „Oxford Journal” einen Artikel mit dem Titel Reassessing authorship of the Book of Mormon using delta and nearest shrunken centroid classification”. Darin kommen die Autoren auf Grund von Wortmusterstudien zum Schluss, dass es eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit gäbe, dass Solomon Spaldings Manuskript als Quelle für das Buch Mormon herangezogen worden wäre. Sie identifizieren als Autoren Solomon Spalding, Sidney Rigdon und Oliver Cowdery.

Eine fachmännische Beurteilung der Art und Weise, mit der sie zu diesem Ergebnis gekommen sind, steht noch aus. Daher lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nichts über die Zuverlässigkeit der von ihnen benutzten Methode aussagen.

Aus anderen Erkenntnissen (siehe Das Spaulding Manuskript) und mit anderen Argumenten wurden jedoch das Spaulding-Manuskript als Quelle für das Buch Mormon schon längst verworfen.


Wie John Hilton die Sache beschreibt, zeigt diese Analyse, dass es statistisch nicht zu rechtfertigen ist, anzunehmen, dass entweder Joseph, Oliver oder Solomon Spaulding die 30 000 Worte geschrieben haben sollen, die im Buch Mormon Nephi und Alma zugeschrieben werden. Natürlich nur, wenn die Wortmusteranalyse ein gültiges Verfahren darstellt. [10] Kritiker, die die Beschreibung von Joseph Smith über den Ursprung des Buches Mormon ablehnen, müssen deshalb mehrere Autoren für den Text finden und dann erklären, wie ihn Joseph erlangt hat und wie es ihm gelang, ihn als seinen eigenen auszugeben.


Vorlage:Endnotes sources
  1. See, for example, the discussion in John A. Tvedtnes, "Not Your Everyday Wordprint Study: Variations on a Theme (Review of: Book of Mormon Authors: Their Words and Messages)," FARMS Review of Books 9/2 (1997): 16–27. Link
  2. Wayne A. Larsen, Alvin C. Rencher, and Tim Layton, "Who Wrote the Book of Mormon? An Analysis of Wordprints," Brigham Young University Studies 20 no. 3 (Spring 1980), 225–51. Link
  3. John L. Hilton, "On Verifying Wordprint Studies: Book of Mormon Authorship," Book of Mormon Authorship Revisited: The Evidence for Ancient Origins, edited by Noel B. Reynolds, (Provo, Utah : Foundation for Ancient Research and Mormon Studies, 1997), Chapter 9 ISBN 093489325X ISBN 0934893187 ISBN 0884944697. Link GL direkte Verbindung (This is a modified version of the BYU Studies paper in the Further Reading section.)
  4. D. James Croft, "Book of Mormon 'Wordprints' Reexamined," Sunstone no. (Issue #26) (March-April 1981), 15–21. Link Link
  5. Noel B. Reynolds, "Old Wine In Old Bottles," in Echoes and Evidences of the Book of Mormon, edited by Donald W. Parry, Daniel C. Peterson, and John W. Welch, (Provo, Utah: FARMS, 2002), 132–135. ISBN 0934893721 Link
  6. Thomas Hobbes, edited by Noel B. Reynolds and Arlene W. Saxonhouse, Three Discourses: A Critical Modern Edition of Newly Identified Works of the Young Hobbes (Urbana and Chicago, Illinois: University of Chicago Press, 1995).
  7. John L. Hilton, "On Verifying Wordprint Studies: Book of Mormon Authorship," Brigham Young University Studies 30 no. 3 (1990), 99. PDF
  8. Hilton, BYU Studies, "On Verifying Word Print Studies," endnote 21.
  9. Hilton, BYU Studies, "On Verifying Word Print Studies," endnote #21.
  10. Hilton, BYU Studies, "On Verifying Word Print Studies," 101.